Ein Philosoph (leider weiß ich nicht mehr, wer es war) konstatierte einst, dass es die Tragik der Menschheit sei, dass man zuhöre um zu antworten, und nicht zuhöre, um zu verstehen. Das Zuhören ist eines, das Stellen relevanter Fragen jedoch etwas anderes.
Fragen "stellen" heißt, sie in einen Raum stellen, also in einen Kontext, bei dem es ein klares "Innen", im Sinne von "Gehört dazu" und ein klares "Außen" im Sinne "Gehört nicht mehr dazu" gibt. Das Stellen von Fragen entlarvt den Frager. Will er/sie das jeweilige Gegenüber auskundschaften (so stellt er/sie zielgenaue Fragen) und damit ein Thema darstellen, oder will er/sie den Menschen ergründen.
Dann nämlich sollte man Fragen stellen, die es dem Gegenüber erlauben, einen eigenen Kontext dafür zu finden und zu bedienen.
Die "offenen" Fragen haben etwas mit zuhören zu tun. Das heißt, der Frager/Zuhörende will verstehen, will sich überraschen lassen - will vielleicht auf Gedanken kommen, die er/sie selbst nie gehabt hätte. Er/sie lässt etwas zu, was nichts mit Zielrichtung, sondern mit Ausrichtung zu tun hat. Der andere, der zielgenaue Frager, kann als aufdringlich, als ausfragerisch oder als übergriffig, nervend empfunden werden. In aller Regel glaubt eine solche Person, sie habe ein "Recht" auf eine Antwort.
Der zuhörende, offene Frager dagegen nimmt die Antwort als Geschenk. Und bedankt sich dafür.