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Ich liebe mich.


Eigenliebe stinkt. Ich denke - nein ich weiß - das ist eine der unwahrsten Redewendungen die es gibt. Lasst uns die Unwörter „Eigenliebe, Egoismus, Selbstgefälligkeit oder auch Eigennutz“ nicht länger negativ belegen, denn positiv ist ihre Bedeutung. Vor kurzem war ich bei einer Hochzeit eingeladen. Wir haben die Liebe zweier Leute gefeiert - ihre Liebe zueinander. Und dann habe ich einen kurzen Satz entdeckt, der etwas anderes ausdrückt:

 

Rote lettern in einem Herz:

ICH LIEBE MICH.

 

Der Satz stand auf einem aufgestelltem Poster auf dem die Brautleute allen Gästen die Möglichkeit boten, ihre Wünsche zur Eheschließung zu hinterlassen. Ich habe den Satz gefeiert - gerade weil der Anlass zu dem ich ihn las, eine absolut gegensätzliche Richtung verfolgte. Später beim Rauchen treffe ich einen jungen Mann. Er redet mit mir über die Unabdingbarkeit der Eigenliebe. Er hat den Satz geschrieben - und hat damit Recht.

 

Mein Herz singt mit Austra :

I Love You More Than You Love Yourselve.

 

Mit ihrer schwermütig melodischen und doch so kraftvoll starken Stimme besingt sie das Thema. Denn beinahe jeder Mensch den ich kenne - ich allen voran - hat an sich selbst weitaus kritischere Ansprüche und will zu einem Grad perfektionistisch agieren, den er mit einem solchen vollkommenheitsanspruch niemals von Mitmenschen erwarten würde.

 

Warum sind wir so hart zu uns selbst?

 

Verdienen andere Menschen meinen Respekt eher als ich selbst? Erhoffe - ja ersehne - ich von ihnen die Anerkennung und Liebe, die ich mir selbst verweigere? Mir mute ich in einem ansozialisierten Selbstverständnis zu, meine eigene, ungerechtfertigte Härte zu ertragen.

Doch ich habe begonnen - versuche daran zu arbeiten - mich zu lieben als der Mensch der ich bin - mit allen meinen (liebenswerten) Fehlern und Schwächen. Und will mich vor allem erst einmal selbst kennenlernen. Denn so viele Facetten des eigenen Ich schlummern in menschlichen Individuen unbemerkt. Verkümmern im Verlauf eines für die Mitmenschlichkeit verlebten Lebens. Mich zu kennen - zu lieben - zu respektieren: als meine beste Freundin - mit der ich zeitlebens zusammen sein darf und werde. Denn nur in dem Maß, in dem ich mich liebe, werde ich jemals fähig sein, dich zu lieben. Gemeinsam mit diesem mir nur flüchtig bekannten Mann auf der Hochzeit schreibe ich im Post Scriptum neben das befüllte Herz im Brustton der Überzeugung- frei nach dem Grundsatz der Eigenliebe - und bewusst egoistisch:

me and ... me.

 

Liebt euren Nächsten

(Achtung: hier wird der Nebensatz zum inhaltlichen Hauptsatz:)

wie ihr euch selbst liebt.

 

 
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