top of page
von Anna-Katharina

Salve, todgeweihte Raucher!


Seit geraumer Zeit - um genau zu sein nach EU-Recht seit Mai 2016 - starren Rauchern, Nichtrauchern, Kindern und Erwachsenen in Supermärkten auf Tabakwaren sterbende Menschen an. Nicht nur sterbende Menschen sind nun auf den Tabakwaren abgebildet, auch vergiftete Organe, Bilder operativer Eingriffe und Leichenhallen sollen uns den Appetit auf das Rauchen verderben. Warum rauche ich eigentlich noch? Eigentlich verkürzt es nicht nur mein Leben, die Angewohnheit stigmatisiert mich als Aussätzige der Gesellschaft.

Ich stehe beim Rauchen im Hinterhof, gönne mir eine kurze Pause von der Arbeit. Eine Frau aus einer anderen Abteilung kommt vorbei - ich kenne ihren Namen nicht, kenne sie nur vom Rauchen und das flüchtig wie der aufsteigende blaue Rauch. Ich erzähle von einer Party, die ich am Wochenende plane. Es ist Freitag. Wir schauen in den strömenden Regen, inhalieren und ich weiß: Meine Wohnung ist etwas zu klein für etwa dreißig geladene Gäste - gerade wenn der Garten durch den Regen keine wirkliche Ausweichmöglichkeit bietet. Die Frau schaut mich an - lächelt.

‚Frag doch deine Gäste, ob jemand einen großen Schirm hat‘.

Eine gute Idee…

‚Viel Spaß‘ sagt sie - ‚Schönes Wochenende‘, wünschen wir.

 

Drücken unsere Kippen in den Ascher.

Und uns bleibt auch nachher noch

ein kleines frohes Lächeln auf den Lippen.

 

Das ist eine von hunderten Geschichten, die ich jedem Nichtraucher, der diese niemals erlebt hat, erzählen könnte. Es aber nicht tue. Weil ich garantiert das Argument höre:

‚Solche Geschichten erlebst du auch bei einer Tasse Kaffee‘ - je nach persönlicher Präferenz auch Tee oder Ähnlichem.

‘Nein!‘ … will ich schreien.

Und ich will nicht die Nichtraucher anschreien,

denn Recht habt ihr alle, nicht zu rauchen,

denn ich verurteile euch deswegen nicht.

 

Aber mein Schreien gilt dir, Europäischer Gerichtshof. Er gilt dir, EU-Tabakrichtlinie. Denn dank euch werden Raucher stigmatisiert. Werden stigmatisiert für etwas, von dem ich weiß, dass es schädlich und lebensgefährlich ist. Das ich jedoch nicht aufgeben möchte. Und wenn ich es aufgeben möchte, werde ich das gewiss aus jedem persönlichen Grund tun, jedoch niemals weil eure Bilder mich und alle Raucher an den Rand der Gesellschaft drängen wollen. Gerade deswegen möchte ich nicht aufhören.

 

Wo bleibt denn bitte die Logik?

 

Was macht uns Raucher zu dermaßen verachtenswert, dass Kinder, die behütet vor jeder Gewalt aufwachsen sollten - bevor sie selbst besser später als früher in der Realität des Erwachsenwerdens ankommen, das verbunden ist mit Gewalt, Hass und Ausgrenzung - im alltäglichen Leben mit Bildern konfrontiert werden, die selbst mir noch heute täglich kalte Schauer über den Rücken jagen? Aber Hauptsache auf Filmen und Computerspiele - die zum Großteil auf reiner Fiktion beruhen - prangt ein großes rotes Siegel: FSK 18.

Ich erkenne jedenfalls keine Logik hinter den Bildern.

 

Es stellt sich hier zwangsweise die Frage nach der tödlichen Wirkung von Alkohol.

 

Die Darreichung der traditionellen Getränke, ausgeschenkt und versehen mit den ansprechendsten Bildern, beworben mit durchweg positiven Slogans macht die Flüssigkeit zu einem Symbol für Kult . Wer nicht trinkt, macht zwangsweise die Erfahrung belächelt zu werden. Oder muss sich rechtfertigen für ein anti-alkoholisches Getränk - bei gewissen Anlässen.

Menschen die adipös sind unterliegen einem ungeschriebenen Gesetz, einem gesellschaftlich verbindlichen Kodex, keinerlei Anfeindungen ausgesetzt zu werden. Natürlich gibt es solche Anfeindungen - diese führen zu Recht regelmäßig zu einem entsetzten Aufschrei moralischer Menschen. Doch diese Menschen sind im Endeffekt Opfer der Zuckerindustrie, der Fastfoodketten - und diese Wirtschaftsriesen arbeiten mit Methoden, die man als durchaus als mafiös bezeichnen kann. Sie werben mit Slogans, die extrem zuckerhaltige Lebensmittel als gesund, beispielsweise „reich an Vitaminen“ (Nimm2) oder den Snack aus „Milch und Honig“ (Milchschnitte) bezeichnen. Jeder weiß: Diese Werbung ist erwiesenermaßen falsch. Eine Diskussion um die Lebensmittelkennzeichnung nach einem Ampelprinzip ist EU-weit grandios gescheitert.

 

Bilder von zuckerverursachtem Leid nach Vorbild der „Tabakbilder“ sind unvorstellbar.

 

Anzufügen bleibt hier noch, dass tierische Produkte - in der Art und Weise wie wir sie tagtäglich erleben - nicht nur ein Verbrechen an der Menschlichkeit sind. Diese Produkte sind mehr als schädlich. Dieses Thema ist hinlänglich bekannt. Es interessiert einen sehr kleinen Bruchteil der Menschheit - den vegetarischen oder besser noch: den veganen.

 

Todesanzeigen auf tierischen Produkten? Nicht auszumalen.

 

Es gibt einen Skandal um Dieselfahrzeuge. Ja. Aber vor allem deshalb, weil der Verbraucher, der Konsument der viel Geld für ein Produkt ausgegeben hat, das seinen Erwartungen nicht genügt. Ja sicher, ich finde den Dieselskandal auch skandalös. Doch das Thema um den Ausstoß von CO2 ist viel größer. Schaffe einen Skandal um die Medien beschäftigt zu halten und die Menschen erregt. Doch schleuse nebenbei das Trojanische Pferd ein - lenke so zielgerichtete das Interesse auf ein Nebenthema: Schlagwort Kansas City Shuffle.

 

Bilder auf Tankstellen, Werbeanzeigen für Fernreisen oder Ähnliches?

 

In Ordnung, ich stelle hier meine Fragen ein. Selbstverständlich sind die Raucherlobbys nicht besser. Doch diesen wird Zeit meines Lebens, beziehungsweise seit ich denken und mich erinnern kann von den vormaligen EG Gesundheitsministern (‚Rauchen kann tödlich sein‘) in aller Deutlichkeit demonstriert, was Raucher sind: Todgeweihte.

Und ich frage euch: Folgt eine Demokratie nicht dem „Prinzip der freien und gleichberechtigten Willensbildung und Mitbestimmung in gesellschaftlichen Gruppen“ (zitiert aus Duden.de)?

 

Respektieren wir unter diesen Aspekten wirklich

die gleichberechtigte Ausübung des Willens aller gesellschaftlichen Gruppen?

 

Oder brandmarken wir nicht in unserem Gesundheitswahn einen kleinen Teil der Bevölkerung - verschließen wir nicht gleichzeitig Augen und Ohren für die großen gesundheitspolitischen Themen? Solange große gesundheitsschädliche Posten dermaßen großes gesellschaftliches, politisches und vor allem wirtschaftliches Ansehen findet, werden weiterhin Sterbende auf Zigarettenpäckchen zu sehen sein. Werden weiterhin Tonnen von Fleisch für ein Minimum an Kapital erhältlich sein. Wird weiterhin jede noch so kurze Strecke mit dem Flieger zurückgelegt werden. Und es werden weiterhin adipöse Kinder entsetzt die Augen verdrehen wenn ich eine Rauche. Doch durch das Rauchen - draußen, unbehelligt meiner Mitmenschen die Nichtraucher sind - schade ich mir selbst.

 

Denn Fleischfressen, Überzuckerung und CO2 Ausstoß

schadet nicht nur der Lebensform Mensch, sondern neben uns auch Flora, Fauna und unserem Zuhause. Mutter Erde.

bottom of page