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Autark versorgt in einem Zeitalter der elektronischen Abhängigkeit


In seinem Thriller Blackout - Morgen ist es zu spät hat der Autor Marc Elsberg das Szenario eines flächendeckenden Stromausfall nach Hackerangriffen gezeichnet und die Folgen eines solchen für uns als sozialisierte Gesellschaft beschrieben. Beim Lesen des Buches wird auf erschreckende Art klar, wie lebensnotwendig das Versorgungsnetz für jeden Einzelnen ist. Denn auf das Funktionieren des Netzes haben wir kaum Einfluss, gleichzeitig fußt unsere gesamte zivilisierte Existenz auf diesem.

 

Diese Abhängigkeit vom Netz regt zum Nach- und Umdenken in Bezug auf die eigene Stromversorgung und deren Herkunft an. Einen Spoiler möchte ich vermeiden, ich beschreibe hier ein Fazit darüber, was ich für mich aus dem aufrüttelnden Thema ziehe. Beim Lesen des Buches wurde mir die Wichtigkeit bewusst, mir als Leser wiederholt zu vergegenwärtigen, dass das Ziel des Buches nicht die Auslösung einer Panik vor dem beschriebenen Szenario ist.

Tatsächlich wird im Handlungsverlauf immer mehr klar, wie wichtig es ist zu hinterfragen, was ich in meinem privaten Bereich ändern kann, um der Vorstellung eines möglichen Systemzusammenbruchs ihren Schrecken zu nehmen. Wichtig ist es, Wege zu finden, die persönliche Art zu leben umzugestalten, ohne das zu verlieren, was wir immer kannten und dank dem wir alle so leben wie wir das gegenwärtig tun. Und das mit dem mindestmöglichen Aufwand.

 

Gleichzeitig klärt das Buch darüber auf, wie falsch es ist, möglichst schnell einen möglichst großen Widerstand gegen das aktuelle System zu befeuern. Alle so aufgezogenen Revolutionen sind in letzter Konsequenz zum Scheitern verurteilt. Denn - und das ist schon physiologisch unmöglich - kann ein schneller und großer Widerstand nicht zielführend sein. Gewalt kann nicht mit Gewalt gelöst werden, so wie Feuer nicht mit Feuer bekämpft wird.

 

Auf der einen Seite haben wir ein riesiges undurchschaubares Wirtschaftssystem, eine Politik die Hand in Hand mit diesem geht - außer es stehen gerade Wahlen an - und Medien, die kompromissbereit über Wirtschaft und Politik berichten. Auf der anderen Seite sind da all die Menschen die innerhalb dieser Strukturen nur leben wollen. Tatsächlich kann kein einziger einzelner Mensch das alles durchblicken. Es ist schon lange kein Schneeball mehr sondern längst eine Menschen verachtenden Lawine. Nur wie können wir als kleine einzelne Zellen diese stoppen?

 

Wie kann ich ein autarkes Leben innerhalb bestehender Gegebenheiten führen?

 

Denn der einzige beständig und nachhaltig funktionierende Weg ist der leise Anfang vieler kleiner und langsamer Prozesse. Will man ein Zahnradgetriebe stoppen, sollte man ins kleinstmögliche Getriebe Sand streuen. Und das kleinste Rad bist du und bin ich. Wir sollten anfangen uns gegenseitig wahrzunehmen und in kleinen Bereichen zusammenzuarbeiten statt uns für Geld gegeneinander zu stellen.

Und das schöne ist die simple Umsetzung: Jeder kann sofort ganz privat beim eigenen Ich und im kleinen privaten wie beruflichen Umfeld mit mindestmöglichen Aufwand beginnen umzudenken. Mit dem gemeinsamen Ziel sich autark zu versorgen wird der friedliche Umbruch und der Aufbruch in ein neues Zeitalter des Miteinanders nicht länger nur ein Traum bleiben.

 

Es ist möglich, sich in kleinen Gruppen unabhängig zu versorgen und seinen gewohnten Lebensstandard zu halten.

 

Bei einem Lebensmittelpunkt der im ländlichen Bereich liegt wird sich die Umsetzung aufgrund des grundsätzlich viel selbstständigeren Lebensweise natürlich einfacher gestalten als in einer großen Stadt.

Bei einem freistehenden Haus sind die Möglichkeiten nahezu unbegrenzt sich völlig eigenverantwortlich zu versorgen. Beginnend bei der Stromversorgung, über Wasser bis hin zu Lebensmitteln aus dem Eigenanbau ist alles möglich. Die Energieversorgung im privaten Bereich über ökologisch betriebene Anlagen, die im Sonnenlicht oder der Erdwärme enthaltene Energie technisch nutzbar machen sind hinlänglich bekannt. Regenwasser kann über das Dach in die Wasserleitungen gespeist werden und für sanitäre Zwecke wie die Toilettenspülung genutzt werden. Ein Brunnen - zur Trinkwassergewinnung aus dem Grundwasser - kann gebohrt werden, wenn dieser nicht sogar auf dem Grundstück vorhanden ist. Und das Essen kommt aus dem hauseigenen Küchengarten oder von Nutztieren wie Hühnern.

Schlösse sich eine überschaubare Gruppe mit ähnlichen Interessen zusammen, wäre die Arbeit am Aufbau der autarken Grundversorgung und deren dauerhaftem Bestehen für jeden Einzelnen überschaubar. Und jeder Einzelne könnte noch eigene Ziele und Projekte verfolgen.

Doch es gibt auch im städtischen Bereich Möglichkeiten sich in Stadtvierteln zu vernetzten oder lokal bei kleinen ökologischen Organisationen einzukaufen. Lerne deine unmittelbaren Nachbarn kennen und unterstützt euch gegenseitig. Nutzen wir bestehende Apps und Veranstaltungen die lokal und ökologisch funktionieren. Tragen wir gebrauchte Kleidung und nutzen Lebensmittel die in gutem Zustand weggeworfen würden. Gestalten wir das Miteinander nicht nur einfacher, sondern schaffen Freude an der Entgegenwirkung der Vereinsamung in anonymen Städten. Finden wir die Menschen die umdenken. Schließen wir uns zusammen und werden stark, dann werden wir bestehenden Normen von der Wurzel auf verändern. Klein und langsam. Und damit friedlich und erfolgreich.

 

 

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